Wirtsfaktorinteraktionen beim Eintritt des Hepatitis C Virus in Leberzellen und deren inter-individuelle Modulation durch genetische und pharmakologische Faktoren
Rot-fluoreszierendes Sensor Molekül, das eine HCV-Infektion in kultivierten Leberzellen anzeigt. In nicht infizierten Zellen (oberer Teil) ist nur das Zytoplasma angefärbt. In einer infizierten Kultur (unterer Teil) färbt sich in den meisten Zellen der Zellkern – diese Zellen sind mit HCV infiziert.
Das Hepatitis C Virus verursacht eine chronische Infektion der Leber, die langfristig zur Vernarbung der Leber (Leberzirrhose), zum Leberversagen und zu Leberkrebs führen kann. Etwa 71 Millionen Menschen weltweit sind chronisch mit Hepatitis C infiziert. Heute ist die Hepatitis C zwar heilbar, allerdings wissen insbesondere in unterprivilegierten Ländern viele nichts von ihrer Infektion und haben keinen Zugang zu Therapien. Ein Impfstoff zur Prävention ist derzeit leider noch nicht erhältlich.
Klinisch zeigt sich, dass es individuelle Unterschiede im Verlauf der Hepatitis C Infektion gibt. Geschätzte 70 bis 75% der Exponierten entwickeln eine chronische Infektion. Von diesen müssen ohne therapeutischen Eingriff circa 30% mit der Entwicklung von Leberschäden rechnen, die nach 15 bis 20 Jahren auftreten. Warum Menschen unterschiedlich auf eine Hepatitis C Infektion reagieren, ist derzeit unzureichend verstanden.
Die Forschergruppen um Gisa Gerold und Thomas von Hahn untersuchen wie inter-individuelle Unterschiede die Hepatitis C Infektion beeinflussen. Hauptaugenmerk legen sie auf genetische Variationen im Menschen sowie die Behandlung mit lipidverringernden Medikamenten. Letzterem liegt zugrunde, dass das Virus stark mit dem menschlichen Lipidstoffwechsel interagiert. Die Forscher betrachten wie das Virus in Leberzellen eindringt und sich anschließend vermehrt. Bei dem Eintritt in Leberzellen, missbraucht das Virus mehrere menschliche Proteine, die auf Leberzellen als Komplex vorliegen und gleichzeitig eine zentrale Rolle im Fettstoffwechsel des Menschen spielen. Gisa Gerolds und Thomas von Hahns Teams klären, wie dieser Komplex, also die Eintrittspforte des Virus, durch genetische Varianten und den pharmakologischen Eingriff in den Lipidstoffwechsel verändert wird, was schlussendlich die Virusvermehrung und den Verlauf der chronischen Hepatitis C beeinflusst. Sie erhoffen sich aus diesen Arbeiten neue Erkenntnisse zur Funktionsweise des Hepatitis C Virus, neue diagnostische Möglichkeiten und langfristig neue therapeutische Ansatzpunkte.
Wissenschaftliche Vorgehensweise
Der HCV Replikationszyklus und der klinische Verlauf der Hepatitis C werden durch genetische und nicht-genetische Variation im Wirt moduliert. CD81, CAPN5, CBLB und SR-BI– letzterer physiologischerweise ein hepatischer Rezeptor für Lipoproteine– sind wichtige Wirtsfaktor für HCV und essenziell für den Zelleintritt des Virus. Zahlreiche genetische Varianten existieren in den Genen, die diese fünf Faktoren kodieren. Viele von diesen haben einen klinischen Phänotyp, meist in Form eines veränderten Serumlipid Profils. Die Effekte dieser Varianten auf die chronische HCV Infektion ist aber unbekannt. Inwieweit Pharmaka, die den Lipidstoffwechsel beeinflussen, die HCV Infektion modulieren, ist ebenfalls unklar. Dieses Projekt soll klären wie Variation in HCV Eintrittsfaktoren und nicht-genetische Faktoren, wie Lipid-verringernde Medikamente, den HCV Replikationszyklus und die Fähigkeit des Virus eine chronische Infektion zu etablieren und aufrecht zu erhalten beeinflussen.
Das Projekt besteht aus vier Teilen:
Gisa Gerold erzählt über ihre Forschung im SFB 900
Gisa Gerold ist dem SFB in der 3. Förderperiode im Jahr 2018 beigetreten. In dem Teilprojekt C7, welches sie gemeinsam mit Thomas von Hahn leitet, geht es um den Einfluss von verschiedenen Varianten eines Gens und den pharmakologischen Eingriff in den Lipidstoffwechsel auf den Infektionsverlauf mit Hepatitis C Virus.
Thomas von Hahn erzählt über seine Forschung im SFB 900
Thomas von Hahn ist dem SFB in der 2. Förderperiode im Jahr 2014 beigetreten. In seinem Teilprojekt C7 geht es um den Einfluss von verschiedenen Genvarianten eines Gens mit einer zentralen Rolle im Fettstoffwechsel auf den Infektionsverlauf mit Hepatitis C Virus.
Publikationen des Forschungsprojektes C7
Kontakt
Prof. Dr. Gisa Gerold
Institut für Biochemie
Forschungszentrum für Infektionsmedizin und Zoonose (RIZ)
Tierärztliche Hochschule Hannover
Bünteweg 17
30559 Hannover
+49 511 953 6146
Gisa.Gerold@tiho-hannover.de
Prof. Dr. med. Thomas von Hahn
Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover
+49 511 532-2406
vonHahn.Thomas@mh-hannover.de